Arbeitslosigkeit führt in die Überschuldung
Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit könnten in den nächsten Monaten noch häufiger zu einer Überschuldung führen – dass zeigen erste Statistiken.
Arbeitslosigkeit wichtigster Grund für die Überschuldung
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Dass der Verlust des Arbeitsplatzes oder ein durch die Kurzarbeit stark reduziertes Gehalt die finanzielle Basis von vielen Verbrauchern aus dem Gleichgewicht bringen kann, ist auf den ersten Blick nicht unbedingt überraschend. Doch wie groß die Folgen der verkürzten Arbeitszeiten oder gar dem kompletten Jobverlust wirklich sind, lässt sich statistisch nur sehr schwer beschreiben. Hauptsächlich liegt es daran, dass finanzielle Probleme selten einen einzigen Grund haben. Eine neue Statistik zeigt nun aber deutlich, dass eine Überschuldung aufgrund des Jobverlusts wahrscheinlicher wird.
Eine Auswertung des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff) zusammen mit der Stiftung für private Überschuldungsprävention Deutschland im Plus, gibt einen ersten Eindruck von dem wachsenden Problem. Laut den Daten der Umfrage ist die Zahl derjenigen, die bei einer Schuldnerberatung als Grund für ihre schwierige Situation den Arbeitsplatzverlust oder die Kurzarbeit angeben, deutlich gestiegen. Der wichtigste Grund für Überschuldung war der Arbeitsplatzverlust schon zuvor, doch 2019 hatten „nur“ 19 Prozent die Arbeitslosigkeit als Hauptgrund ausgemacht. Im Jahr 2020 waren es bereits 22,7 Prozent – ein starker Anstieg, der allerdings wohl bei Weitem noch nicht das ganze Ausmaß der Krise deutlich macht.
Verzögerung von zwei Jahren bei der Überschuldung
Besonders problematisch ist, dass sich die Folgen von Krisen bei der Überschuldung meist erst deutlich verzögert zeigen. Das liegt daran, dass Verbraucher zuerst andere Wege aus der schwierigen Situation suchen, etwa mit einem Produkt wie dem Onlinekonto ohne Schufa. Zu einer Schuldnerberatung gehen viele erst sehr spät, sodass eine Privatinsolvenz keineswegs immer noch verhindert werden kann. Sally Peters, Geschäftsführerin des iff, sieht deshalb, dass sich „die Folgen der Coronapandemie in den kommenden Jahren in steigenden Überschuldungszahlen und einer steigenden Überschuldungstiefe niederschlagen werden“. Die durchschnittliche Verzögerung liege dabei etwa bei zwei Jahren, sodass die Hauptfolgen wohl erst in einem Jahr absehbar sind.
Einkommensarmut als zunehmendes Problem
Wenngleich die Gesamtzahl der überschuldeten Verbraucher, die sich von einer Schuldnerberatungen helfen lassen, im Jahr 2020 leicht gefallen ist, sollte man sich keine allzu großen Hoffnungen machen – die Zahlen dürften spätestens im Jahr 2021 wieder steigen. Das liegt allerdings nicht nur an der Krise, denn generell wächst auch die generelle Einkommensarmut immer weiter und führt öfter dazu, dass Verbraucher sich Hilfe bei einer Beratungsstelle suchen müssen. Wurde dieser Grund im Jahr 2011 von gerade einmal 3,61 Prozent der Betroffenen genannt, waren es 2020 bereits 11,36 Prozent – eine über die Pandemie hinaus bedenkliche Entwicklung, die relevante Sorgen bereitet.
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