Das unterschätzte Problem der Kinderarmut
Armut ist in allen Altersklassen ein wirkliches Problem. Während man allerdings über die Altersarmut häufiger spricht, ist die Kinderarmut viel zu selten im Fokus.
Fast jedes fünfte Kind in Deutschland muss mit Schulden zurechtkommen. Anders als Erwachsene können sich Kinder nicht einfach durch eine Schuldnerberatung oder ein Online-Konto ohne Schufa unterstützen lassen, um aus ihrer Situation herauszukommen. Sie sind vielmehr darauf angewiesen, dass das Elternhaus eine Lösung findet und die Probleme hinter sich lässt. Doch, dass das nicht immer gelingt, zeigt schon die Statistik: 21 Prozent der Kinder in Deutschland wachsen dauerhaft oder wiederkehrend mit einer Überschuldung auf.
Konkrete Folgen für Kinder sind kaum nachvollziehbar
Schwierig ist beim Thema Überschuldung von Familien besonders, dass niemand so recht weiß, wie groß die Folgen des Problems wirklich sind. Bekannt ist, dass Kinder aus Familien mit Schuldenvergangenheit besonders häufig auch selbst in die Überschuldung abrutschen. Doch was ein Streit über die Finanzen oder wiederkehrende Probleme, Lebensmittel zu kaufen, psychisch mit Kindern macht, ist schwer herauszufinden. Auch die soziale Distanzierung dadurch, dass Kinder etwa keine Geschenke für einen Geburtstag mitbringen oder nicht einem Verein beitreten können, dürfte schwerwiegende Folgen haben. Klar ist: Ein Kind, dass mit Schulden aufwächst, startet nicht mit denselben Voraussetzungen ins Leben wie andere Heranwachsende.
Kinderarmut bekommt viel zu wenig Aufmerksamkeit
Dass die Schuldnerberatungen in Deutschland ihre Aktionswoche Ende Mai unter dem Namen „Chancenlose Kinder? Gutes Aufwachsen trotz Überschuldung“ abgehalten haben, ist ein erster guter Schritt. Doch trotzdem muss das Thema Armut in der Kindheit und Jugend noch deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen. Es muss über Wege nachgedacht werden, wie über unbürokratische Wege eine gewisse Chancengleichheit hergestellt werden kann. Es ist entscheidend, dass Kinder in Deutschland die Möglichkeit bekommen, ein sorgenfreies Leben ohne Schulden zu führen. „Kinder haben ein Recht auf eine von Schuldenproblemen unbelastete Kindheit und Jugend“, fasst es etwa Christoph Eikenbusch vom Diözesan-Caritasverband Paderborn gegenüber der Paderzeitung gut zusammen.
Kinderarmut dürfte weiter an Bedeutung gewinnen
Klar ist leider auch, dass die aktuelle Situation rund um das Coronavirus zur Folge haben wird, dass die Kinderarmut weiterwächst. Viele hunderttausend Menschen werden in Deutschland ihren Job verlieren, darüber hinaus müssen Millionen mit einem reduzierten Gehalt durch die Kurzarbeit zurechtkommen. Dadurch muss besonders bei Familien der Gürtel enger geschnallt werden, was immer auch Folgen für die Kinder hat. Eine verstärkte Kinderarmut ist dabei eine garantierte Folge der Entwicklungen. Es bleibt zu hoffen, dass die Situation immerhin dazu führt, dass wieder über Lösungen nachgedacht wird. Vernachlässigte Kinder können die Hilfe auf jeden Fall brauchen.
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