Eine knappe Billion ohne Zinsen
Ein Girokonto ist für jeden Verbraucher ein Muss – doch Zinsen gibt es schon lange nicht mehr. Das hält Verbraucher allerdings nicht von der Geldanlage ab.
Die Deutschen horten immer mehr Geld auf Girokonten – das zeigt eine neue Erhebung des Analysehaus Barkow Consulting im Auftrag des Hamburger FinTech-Unternehmens Deposit Solutions. Die Studie hat herausgefunden, dass die Deutschen insgesamt mehr als 800 Milliarden Euro auf Girokonten horten. Ein Kuriosum, denn ein Girokonto ist eigentlich keineswegs zur Geldanlage gedacht – besonders nicht in den letzten Jahren.
Zinspolitik der EZB sorgt für Null- und Negativzinsen
Wenn Verbraucher auf ein Onlinekonto ohne Schufa setzen, dann geht es primär darum, am Zahlungsverkehr teilnehmen zu können. Deshalb kann das Konto auch jeder schnell und einfach online eröffnen, ohne eine Schufa-Auskunft ausfüllen zu müssen. Gleichzeitig allerdings gibt es kaum Verbraucher, die das Konto dafür nutzen, dort ihr Vermögen zu horten. Dies ist auch eigentlich nachvollziehbar, denn das Produkt ist dafür schlichtweg nicht geschaffen. Anders als zum Beispiel ein Festgeld- oder ein Tagesgeldkonto. Die Zinspolitik der EZB hat in den letzten Jahren generell bei allen Banken dafür gesorgt, dass die Zinsen auf Girokonten auf null gefallen oder teilweise sogar in den Negativbereich gesunken ist – doch viele Deutsche nutzen ein Girokonto dennoch zur Geldanlage.
Doppelt so viel Geld auf dem Girokonto wie noch 2010
Interessant ist dabei besonders die Entwicklung, denn noch im Jahr 2010 – damals begann die Niedrigzinsphase – hatten die Deutschen „nur“ 400 Milliarden Euro auf Girokonten. Schon dass war ein hoher Wert im Vergleich zu anderen Ländern. Doch obwohl die Zinsen danach weiter gesunken sind, haben die Deutschen sich entschlossen immer mehr Geld auf dem Konto zu horten. Die Studie vergleicht das Jahr 2010 mit dem Jahr 2017 – innerhalb dieser Zeit haben sich die Anlagesummen der Deutschen auf dem Girokonto verdoppelt. Ein Kuriosum, denn obwohl es immer weniger beziehungsweise gar keine Zinsen mehr gibt, horten die Deutschen immer mehr Geld auf dem Girokonto.
Die Angst vor der Börse dominiert weiterhin
Experten sehen allen voran einen Grund für diese Entwicklung: Die Deutschen haben schlichtweg eine große Angst vor der Börse. Hier könnten Verbraucher zwar deutlich größere Gewinne machen als mit Anlagen auf dem Girokonto- oder Tagesgeldkonto – doch die Risiken sind gleichzeitig auch andere. Wenngleich Statistiken zeigen, dass bei einer langfristigen Anlage die Börse deutlich attraktiver ist, bleiben die Deutschen lieber bei der Rücklage auf dem Girokonto. Da überrascht es nicht, dass die Analysten erwarten, dass die Summe der „Anlagen“ auf dem Girokonto schon bald die Summe von einer Billion Euro übersteigen könnte.
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