Zahl der Überschuldeten sinkt drastisch
Es wirkt paradox – die Krise rund um das Coronavirus hat viele Menschen schwer getroffen und trotzdem geht die Zahl der Überschuldeten weiter zurück.
Rekordtief bei den Zahlen der Überschuldeten
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Positive Nachrichten sollte man nicht unnötig schlecht reden. Entsprechend schön ist es zu sehen, dass die Zahl der Überschuldeten laut dem Schuldneratlas 2021 von Creditreform enorm gesunken ist – und dass zum dritten Mal infolge. Doch die Statistik geht noch tiefer: Konkret sind weniger Menschen von einer Überschuldung betroffen als je zuvor in den letzten 15 Jahren und damit seit Beginn der Aufzeichnung. Wie kann das sein?
6,16 Millionen Menschen weiterhin überschuldet
Die Zahlen sind auf den ersten Blick zweifelsfrei positiv und zeigen auch, dass tendenziell weniger Menschen auf eine Schuldnerberatung oder dem Onlinekonto ohne Schufa angewiesen sein sollten. Doch die Realität ist auch, dass der Rückgang von 700.000 Menschen zwar groß ausfällt (mehr als 10 Prozent). Aber dennoch verbleibt eine große Zahl an Verbrauchern, die ihren Lebensunterhalt nicht mit ihren Einkünften bestreiten können.
Insgesamt 6,16 Millionen Verbraucher in Deutschland kämpfen mit einer Überschuldung – das heißt, dass sie beispielsweise ihre Kredite nicht bedienen und ihre Rechnungen nicht zahlen können.
Überschuldungsparadoxon in Corona-Zeiten
Dass man sich von den ach so schönen Zahlen nicht blenden lassen sollte, erklärt auch Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform.
„Die positiven Zahlen sind in Anbetracht der langanhaltenden Corona-Lage ein Überschuldungsparadoxon“, heißt es von dem Studienleiter.
Dieses Paradoxon ergibt sich daraus, dass die Überschuldung ein typischer langfristiger Indikator ist. Meist dauert es nach einer Krise einige Jahre bis die Folgen bei den privaten Verbrauchern komplett durchschlagen. So ist die Zahl der Überschuldeten nach der Finanzkrise zeitversetzt von Jahr zu Jahr relevant gestiegen – damals war die Überschuldungsquote in Deutschland auf teils mehr als 10 Prozent gestiegen.
Staatliche Schutzmaßnahmen als Rettungsanker
Doch es sind nicht nur statistische Effekte, die dazu geführt haben, dass die Situation in den letzten Monaten für viele Verbraucher zu keiner Katastrophe wurde. Gerade staatliche Maßnahmen wie das Kurzarbeitergeld oder die sogenannte Überbrückungshilfe haben vielen Verbrauchern dabei geholfen, ihre Finanzen im Lot zu halten und zumindest kurzfristig weiter über die Runden zu kommen. Experten verweisen weiterhin darauf, dass viele Menschen in der Krise vorsichtiger mit ihren Finanzen umgegangen und weniger Risiken eingegangen sind. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Effekte anhalten und sich nicht in den nächsten Jahren ein starker Jojo-Effekt bei der Überschuldung zeigt. Immerhin werden Schuldnerberatungen und Produkte wie das Online-Konto ohne Schufa stark nachgefragt.
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